Die Freien Gründer Borsdorfs stellen sich vor

Entstehung
Im Jahr 2017 begannen die Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs der Sekundarstufe II, Abiturveranstaltungen zu planen und Projekte zur finanziellen Entlastung der Eltern zu organisieren. Sie standen vor der Herausforderung, ihr Kursgeld offiziell und legal zu verwalten. Nach Gesprächen mit ihrer GRW-Lehrerin, der Schulleitung und dem Förderverein des Freien Gymnasiums Borsdorf entstand der Wunsch, dass theoretische Wissen des Lehrplans mit praktischen Erfahrungen zu verknüpfen.

Im Rahmen der darauffolgenden Initiative setzten sich die Beteiligten mit den verschiedenen Rechtsformen von Unternehmen auseinander und entwickelten zentrale Leitziele wie etwa Nachhaltigkeit, demokratisches Handeln und persönliche Weiterentwicklung. Die Schüler entschieden sich für das Geschäftsmodell einer Genossenschaft. Nach intensiver Recherche fanden sie Unterstützung beim Genossenschaftsverband „Verband der Regionen e.V.“ und suchten eine Partnergenossenschaft, die Sparda-Bank Berlin eG. Am 13. November 2019 wurde die Schülergenossenschaft unter dem Namen Freie Gründer Borsdorfs mit 64 Gründungsmitgliedern gegründet und im Genossenschaftsregister eingetragen.

Was ist eigentlich eine Schülergenossenschaft?
Eine Schülergenossenschaft ist eine besondere Form der Schülerfirma. Das bedeutet, sie ist ein Projekt der Schule, in dem alle Schülerinnen und Schüler im geschützten Raum der Schule eigene Erfahrungen sammeln können. Dabei konzentriert sich die Schülergenossenschaft hauptsächlich auf das nachhaltige Wirtschaften. Durch die Struktur der Genossenschaft, kann der Aufsichtsrat, bestehend aus Erwachsenen, den Vorstand, bestehend aus Schülerinnen und Schülern, bestmöglich unterstützen und mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Das zentrale Ziel der Schülergenossenschaft am Freien Gymnasium Borsdorf, der Freien Gründer Borsdorfs eSG, ist die Förderung und Forderung ihrer Mitglieder. Im aktuell noch einzigen Geschäftsbereich, dem Schülercafé, werden Veranstaltungen geplant und organisiert, Caterings durchgeführt, gekocht, gebacken und gewirtschaftet. Nachhaltige Weiterentwicklung und Ausweitung des Geschäftsbetriebes mithilfe von Marketing spielen dabei eine wichtige Rolle. Perspektivisch sollen weitere Geschäftsbereiche unter dem Dach der Schülergenossenschaft entstehen.

Nachhaltigkeit in der Schülergenossenschaft
„Zweck der nachhaltigen Schülergenossenschaft ist die Förderung der sozialen, wirtschaftlichen und/oder kulturellen Belange ihrer Mitglieder durch einen gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb. […]“ (Satzung der FGB eSG, §2 Absatz 1)

Nachhaltigkeit ist ein sehr großer Begriff. Gemäß unserer Satzung konzentrieren wir uns innerhalb der Schülergenossenschaft vor allem auf die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Nachhaltigkeit. Was bedeutet das für uns?

Soziale Nachhaltigkeit bei den Freien Gründern Borsdorfs:

  1. Mithilfe der Schülergenossenschaft wollen wir den theoretischen Lehrplaninhalt mit praktischen Anwendungsbeispielen ergänzen, um so im Idealfall das Interesse an theoretischen Inhalten durch den Anwendungsbezug zu erhöhen.
  2. Durch den Schulbetrieb kommt es auch bei uns in der Schülergenossenschaft zu einer Art Schülerkreislauf. Durch die jährlich wechselnden Schülerinnen und Schüler (Zugänge in Klasse 5, Abgänge in Klasse 12) treten erfahrene „Genossen“ aus dem aktiven Geschäftsbetrieb und machen Platz für neue „Genossen“.
  3. Durch die Einbindung und Zusammenarbeit aller Klassenstufen im Rahmen der Schülergenossenschaft, erreichen wir einen Erfahrungsaustausch. Der Schüler wird ganz von selbst irgendwann zum Lehrer. Das stärkt wiederum sowohl das Selbstbewusstsein als auch die verschiedensten Kompetenzen im Umgang mit anderen Menschen.

Kulturelle Nachhaltigkeit bei den Freien Gründern Borsdorfs:

  1. Sobald eine Gruppe von Menschen zusammentrifft, baut sich eine eigene Kultur auf. Es gibt Regeln, Abläufe und Werte an die sich gehalten werden will. Auch bei den kulturellen Belangen spielt in der Schülergenossenschaft der „Schülerkreislauf“ eine große Rolle. Die Kultur kann nur mit vielen verschiedenen Menschen geschaffen und erhalten werden. Durch den „Schülerkreislauf“ wird die Kultur von älteren Schülerinnen und Schülern an die Jüngeren weitergegeben.
  2. Durch die Zusammenarbeit der verschiedensten Altersgruppen an einem gemeinsamen Ziel, beugen wir der Ausgrenzung von Minderheiten, Diskriminierung und Mobbing vor. Es entsteht ein familiäres Grundkonzept, in welchem alle Probleme offen angesprochen und gelöst werden. Nur so können wir uns nachhaltig weiterentwickeln.
  3. Kultur kommt von Leben. In dem Moment, in dem wir anfangen miteinander zu arbeiten, steigert es unser Selbstwertgefühl und unsere Sozialkompetenz kann sich entwickeln. Wir müssen lernen, uns auch mit Mitmenschen auseinanderzusetzen, die wir nicht zu unserem engsten Freundeskreis zählen. Womöglich ist es sogar in der Hierarchie unserer Genossenschaft eine Vorgesetzte oder ein Vorgesetzter?

Wirtschaftliche Nachhaltigkeit bei den Freien Gründern Borsdorfs:

  1. Bei der Arbeit in der Schülergenossenschaft gilt auch bei uns der Leitsatz „So viel wie nötig, so wenig wie möglich!“. Wir kaufen nur das ein, was wir tatsächlich verwerten können. Bei dennoch überbleibenden Ressourcen überlegen wir, wie sich diese verwerten lassen.
  2. Wir unterstützen regionale Unternehmen durch den Kauf ihrer Produkte, um langfristige und gute Kooperationen aufzubauen.
  3. Erwirtschaftete Gewinne werden zu Gunsten der Mitglieder reinvestiert, um die kontinuierliche Weiterentwicklung der Schülergenossenschaft zu ermöglichen.

Aufbau der Schülergenossenschaft
Die Freien Gründer Borsdorfs eSG am Freien Gymnasium Borsdorf folgt der klassischen Hierarchie einer Genossenschaft. Alle Mitglieder treffen sich in der Generalversammlung, die jährlich den alten Vorstand und Aufsichtsrat entlastet und anschließend einen neuen Vorstand und Aufsichtsrat wählt.

Der Aufsichtsrat besteht aus Vertretern der Sparda-Bank Berlin eG, der Schulleitung des FGB, dem Lehrerkollegium, dem Förderverein des FGB und ehemaligen Schülern. Seine Hauptaufgabe ist es, den Vorstand zu unterstützen, zu beaufsichtigen und vor groben Fehlern zu schützen.

Der Vorstand besteht ausschließlich aus Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 9-12. Er lenkt und leitet die Geschäfte der Schülergenossenschaft. Alle Vorstandsmitglieder entscheiden gemeinsam über Investitionen, Pläne und die Entwicklung der Schülergenossenschaft.

Nach dem Vorstand folgen die Leitungen der einzelnen Geschäftsbereiche. Der erste erfolgreiche Geschäftsbereich ist das Schülercafé. Weitere Projekte sind in Planung.