Bericht zu einem Experteninterview zum Thema Arbeitslosigkeit

Die 10. Klassen hatten die Gelegenheit sich mit einer Erwerbslosenberaterin zu treffen und ihr viele Fragen zu stellen. Eloise und Elisa aus der 10b fassen den Termin zusammen:

Der folgende Bericht beschäftigt sich mit der Auseinandersetzung rund um die Arbeitslosigkeit und dessen Folgen. Einleitend für dieses Unterrichtsthema war die Repräsentantin Anni W., die selbst eine erwerbslose Person aus Deutschland darstellt und vor allem durch das Hashtag „IchBinArmutsbetroffen“ bekannt geworden ist. Aufbauend darauf haben wir Folgen und Umstände, die Arbeitslosigkeit mit sich bringt, behandelt und ausgewertet. Dabei sind wir schnell zu dem Schluss gekommen, dass hinter dem Thema mehr steht als nur die Aussage „zu faul zu arbeiten“.

Aus diesem Grund haben wir, im Klassenverband, am 27. März 2023 ein Expertengespräch mit Frau Anni Egert geführt. Sie ist eine Sozialarbeiterin im Bereich der psychosozialen Beratung und der sozialen Erwerbslosenberatung bei der Kirchlichen Erwerbsloseninitiative Leipzig (KEL). Trotz ihrer jetzigen Berufung stieg sie als Quereinsteigerin ein und hat vorher Soziologie studiert und eine Ausbildung als Sozialarbeiterin absolviert. Zu ihren Aufgaben gehört es auch Bescheide zu korrigieren und Jobcenter auf Fehler hinzuweisen, damit das eh schon geringe Geld der Erwerbslosen durch Mangelhaftigkeiten nicht weiter minimiert wird.

Das Gespräch begann damit, dass Anni Egert die Vielfältigkeit der Probleme darlegte, welche durchaus weit gefächert sind. Darunter könnte zum Beispiel Ereignisse wie Trennung, Krankheit, zudem auch mentale Probleme, oder Mobbing auf der Arbeit fallen. Die Kernaussage war, dass man keinesfalls auf erwerbslose Personen herabblicken solle, da man anhand eines einzelnen Blickes nicht die ganze Geschichte einer Person kennt, die durchaus weit entfernt von der allgemeinen Volksmeinung ist. Denn Frau Egert gibt an, dass der Hauptgrund für Arbeitslosigkeit Krankheit oder auch ein schwaches Elternhaus sei (zweiteres eine subjektive Einschätzung von der Expertin), wobei beides kaum zu beeinflussen ist. Zudem sagt Egert, dass sie der Meinung sei es sei besser nicht zu arbeiten, solange eine Grunderkrankung vorhanden ist, anstatt frühzeitig wieder einzusteigen und mit einem Burnout/Verschlimmerung der Krankheit wieder aus der Arbeitswelt auszuscheiden. Darüber hinaus sei das Bürgergeld viel zu knapp, um davon ein würdevolles Leben zu führen, was auch Anni W. immer wieder kritisierte. Der Arbeitseinstieg ist trotz allem nicht zu unterschätzen und Egert sagt, dass es essentiell wäre mehr Begleitung für arbeitslose Personen zu stellen, damit diese die Hürde in die Arbeitswelt meistern können.

Aha-Momente waren vor allem die Aussagen über den Fall von Anni W., denn es war überraschend zu hören, dass eine Frau, die beruflich gegen Arbeitslosigkeit kämpft, rät es wäre manchmal besser nicht zu arbeiten. Wir leben im Zeitalter der Leistungsgesellschaft, weshalb es erfrischend erscheint, wenn man nicht um jeden Preis versucht Menschen, die offenkundige Probleme haben, zurück in die Gruppe der Erwerbstätigen zu drängen. Ein weiterer Aha-Moment, der in der obenstehenden Zusammenfassung nicht erwähnt wurde, aber dennoch aufschlussreich war, ist die Einschätzung von Egert zum Thema illegaler Arbeit. Sie legt dar, dass sie kein Verständnis dafür habe, da es sich dabei um einen Sozialbetrug handle und es auch keinerlei Absicherung gäbe wie Altersabsicherung etc.

Dies sind subjektive Einschätzungen, welche für andere Zuhörer des Gespräches wiederum nicht gelten müssen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass uns das Gespräch mit Frau Egert wichtige Einblicke in die Situation von Arbeitslosen gegeben hat. Die Untersuchung hat gezeigt, dass es in diesem Bereich noch Verbesserungspotenzial gibt und dass es notwendig ist, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, um eine positive Veränderung zu erreichen. Insbesondere wurde deutlich, dass es in Bezug auf Zusatzgelder, psychische Unterstützung und Integration der Betroffenen in der Gesellschaft Handlungsbedarf gibt. Sozialarbeiter wie Frau Egert sind hier die ersten Ansprechpartner für Lösungsansätze.

Ein Text von Eloise und Elisa, 10b